Ich will mir einen gebrauchten Flipper kaufen:Was sollte ich beachten


 

Mit zunehmendem Alter erinnert man sich an die alten Zeiten, als selbst noch die letzte Mark in solche Kiste gesteckt wurde. Häufig ist es heutzutage so, dass die Kinder aus dem Haus sind und das Kinderzimmer leer steht.  Nun wird aus dem Kinderzimmer ein Spielzimmer für sich selbst. Aber Vorsicht, ein Flipper ist ein Gesellschaftsautomat. Der steht nicht gerne alleine! Schnell kommen weitere dazu.

Oder man stellt fest, und das meine ich auch, dass im Computerzeitalter die Flipperautomaten im Gegensatz zum Computerspiel real sind. Kein Spiel ist wie das andere. Und da rollt wirklich eine echte Stahlkugel mit 27mm Durchmesser, und diese rollt nicht virtuell auf dem Bildschirm. Deshalb spiele auch ich gerne an Flipperautomaten, allerdings mehr unter der Spielfläche. Das ist meine Realität. Wissen warum die Kugel rollt.

Und jetzt ist die erste Frage gestellt:

  • Will ich den Flipper nur zum Spielen kaufen?
  • Will ich den Flipper als kommodes Möbelstück in meine Wohnung oder Büro stellen?
  • Will ich damit Geld verdienen?
  • Suche ich etwas zum Basteln und restaurieren?
  • Will ich den Flipper als Sammlerobjekt oder Altersvorsorge kaufen?

 

Ich sollte beim Kauf eines Flipperautomaten auf folgendes achten:

Als erstes macht man sich einen Gesamteindruck des Flippers. Ein oder mehrere Probespiele gehören dazu. Dabei sieht man sich jedes Detail genau an und wiegt zwischen Preis oder Preisvorstellung sowie Zustand ab.

Elektronische Flipperautomaten haben Testprogramme. Je nach Hersteller und Modellreihe können diese unterschiedlich sein. Um in ein Testprogramm zu gelangen, ist in der geöffneten Kassentür mindestens ein Taster vorhanden. Wie man in die Testprogramme gelangt steht hier auf meiner Homepage.

Vorsichtig sollte man sein, wenn einem persönlich vor Ort gesagt wird: "Ich habe den Flipper schon auseinandergebaut. Er braucht nur noch verladen werden". Zuhause kann die böse Überraschung kommen.

  • Wie sieht die Spielfläche aus?
  • Wie sehen die Gummis aus?
  • Wie sauber ist das Gerät unter Rampen und Plastiken?
  • Sind Metallteile (auch Schrauben und Muttern) auf der Spielfläche oxydiert?
  • Sind Rampen oder Plastiken gebrochen?
  • Wie sehen die Kugeln aus?
  • Leuchten alle Lampen gleich hell?
  • Wie sieht das Netzkabel aus?
  • Wie sehen die Stellfüße und Flipperbeine aus?
  • Wie sieht das Gehäuse aus?
  • Wie zerkratzt ist die Glasscheibe?
  • Wie sieht das Backglas aus?
  • Wie viel Kraft haben die Flipperfinger?
  • Wie sehen die Batterien und das Batteriefach aus?
  • Wie schmutzig ist der Flipper unter der Spielfläche?
  • Sind die Fingermechaniken gefettet?
  • Leuchten Displays nach dem Einschalten sofort.Ist beim Multiballspiel nach längerer Zeit noch volle Kraft der Spulen vorhanden oder geht das Gerät sogar kurzzeitig aus und startet dann neu?
  • Wie sehen die Steckverbindungen der Drahtleitungen insbesondere im Flipperkopf aus?
  • Ist auffällig repariert worden? (Klebeband, Lüsterklemmen, wilde Verdrahtung)

Auf das alles  sollte man achten und nicht nur seinen Jugendtraum vor sich stehen sehen. 
Man sollte aber auch dabei nicht  vergessen, wie alt die Geräte teilweise sind. Aus all diesen Umständen heraus sollte sich ein realistischer Preis für den Eigentümerwechsel eines Flippers finden lassen. Nicht irgendwelche Preise aus dem Internet zitieren. Die Preise sind auch bei gleichen Modellen je nach Zustand sehr unterschiedlich zu bewerten. Wie beim Gebrauchtwagenkauf. (Wieviele Kilometer hat er runter?)

Mit der Tasche voller Geld und einem Anänger hinter dem Auto hunderte von Kilometern zum Besichtigungsort zu fahren ist auch sehr gefährlich. Man weis nicht was einem erwartet. Aber eines ist dabei sicher. Während der Fahrt nur gedanken und Freude über die Neuanschaffung, können leicht in falschen Entscheidungen enden. 
Ein kleiner Tipp. den Anhänger erst einmal um der Ecke stehen lassen. Das macht einen besseren Eindruck beim Anbieter und die Kaufentscheidung hängt nicht sichtbar hinter dem Auto.  


Aber "blind" einem Angebot zu trauen und einfach nach Text und Fotos ein gebrauchtes Gerät zu kaufen ist auch eine Sache für sich. Papier ist bekanntlich sehr geduldig. Man kann darauf schreiben was man will. So wie ich hier mit diesem Text.
Man sollte sich schon die Zeit nehmen und zum Anbieter fahren um den Flipper anzusehen, bevor ein Kaufvertrag geschlossen wird. Nicht anders beim Gebrauchtwagenkauf. Selbst Neuwagen sind heutzutage
auch nicht mehr teurer als manch ein Flipper. Bei dem Gebrauchtwagenkauf käme niemand auf die Idee die "Katze" im Sack zu kaufen. Weshalb dann bei einem Flipper? 
 

Unterschied zwischen Händler- und Privatkauf:

Viele Händler kaufen auch von privat und verkaufen an privat mit Gewinnabsicht. Das ist nun mal eben so bei einem gewerblichen Handel üblich.

Der private Verkäufer kann immer schön schreiben "Verkauf von privat unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung wie besehen." Achtet deshalb besonders auf meine vorgenannten Hinweise. Dafür zahlt ihr ja auch keinen Händlerpreis.

Ein Händler hingegen ist verpflichtet eine gesetzliche Gewährleistung von mindestens 12 Monaten auf Gebrauchtgeräte zu geben. Aus diesem Grund achtet ein seriöser Händler darauf, dass keine Gewährleistungansprüche folgen um unnötige Zusatzkosten zu vermeiden. Allerdings kann es trotzdem aufgrund des Alters der Geräte zu Fehlfunktionen oder Fehlern kommen. Da steckt niemand im Gerät drinnen. Auch wenn es mit besten Gewissen verkauft worden ist. Dafür hat man beim Händler ja auch die Gewährleistung und nicht die Katze im Sack. 

Ein Händler der als Privatperson inseriert und verkauft, um sich vor der Gewährleistung zu drücken ist unseriös.

Einem privaten Verkäufer, der einen Flipper besitzt und verkauft, den kann man keinen Vorwurf machen, wenn etwas im Gerät nicht so funktioniert wie es eigentlich funktionieren sollte. Vielleicht wusste er es selbst nicht. Einem Händler hingegen schon, wenn er nicht darauf hinweist. Auch sogenannte Sammler und Flippermessis können niemanden erzählen, dass sie sich nicht mit der Funktion Ihrer Automaten auskennen. Hier sollte man generell nachfragen, ob irgendwelche Fehler in der Vergangenheit aufgetreten oder welche bekannt sind. Wenn ja, was genau für die Abhilfe unternommen worden ist.

 

Typische Texte in Angebotsbeschreibungen aus dem Internet lauten zum Beispiel:

"Gerät hat bis zuletzt gelaufen...". Ein normaler Menschenverstand sagt mir dann: "Wann war es denn, das letzte mal?". Das kann schon ganz lange Zeit her sein. Und was ist in der Zwischenzeit passiert? Es stand irgendwo defekt im Keller oder im Schuppen. Und weil die Mäuse ein neues Zuhause brauchten sind sie in den Flipper eingezogen. Ein Nest haben sie sich aus den Kabelisolierungen gebaut. Man glaubt es nicht? Das hat es alles schon gegeben und ich schreibe dieses aus Erfahrung. Es kann natürlich auch anders abgelaufen sein. Im übrigen sollte man noch anmerken, was hat denn bis zuletzt alles überhaupt noch funktioniert und was hat nicht gelaufen!

"Es kann nur eine Kleinigkeit kaputt sein. Bestimmt eine Sicherung. Alles für einen Bastler kein Problem". Hiermit sind bestimmt die elektrischen Sicherungen gemeint und nicht die Transportsicherung oder Kopfschrauben, damit der Flipperkopf nicht umkippen kann. Richtig, so eine elektrische Sicherung ist im Verhältnis zu einem kompletten Flipperautomaten sehr klein, nur bis 32mm lang. Diese Art von Sicherungen gibt es so einige in einem Flipperautomaten. Diese sichern einzelne Funktionen und Stromkreise ab. Und was ist, wenn eine Sicherung defekt ist? Dann muss meistens ein Fehler repariert werden und nicht mal eben nur eine neue Sicherung einsetzen. Damit ist die Ursache, weshalb die Sicherung ausgelöst hat noch nicht beseitigt.

"Ich habe eine neue Spule beigelegt. Sie braucht nur eingelötet zu werden". Und warum macht es der Anbieter und Besitzer nicht selbst? Weil die neue Spule gleich wieder durchbrennen würde. Die Ansteuerung ist in der Regel dann auch defekt! "Ich hatte keine Zeit für den Einbau" ist eine Ausrede. Eine erhebliche Summe Geld wegen dieses Mangels beim Verkaufspreis einzubüßen ist unklug und das Gerät deshalb nur defekt anbieten zu können. Eine Spule könnte auch mal eben der Nachbar einlöten. 

"Die Lampen leuchten sogar nach dem Einschalten, nur alle Displays sind dunkel. Kann nur eine Kleinigkeit sein. ". Ja toll! Da kann alles kaputt sein. Die Lampen für die allgemeine Beleuchtung bekommen die Spannung direkt aus dem Transformator. Folglich ist der Stecker in der Steckdose und das Gerät eingeschaltet. Und was ist mit dem Rest? Der elektronische Flipper mit Leuchtanzeigen fährt nicht hoch. Der "Motor" springt nicht an. Und wenn er angesprungen ist und läuft, was ist dann noch alles kaputt? Bestimmt mehr als nur eine kleine Kleinigkeit Sicherung. 

"Leider keine Schlüssel mehr". Das ist ja wie ein Hauskauf ohne Schlüssel. Wie soll ich denn da sehen und entscheiden was ich kaufen will? Übrigens gehören zu einem Flipper in der Regel 2 Schlüssel. Einer für die Kassentür und einer für den Kopf mit der Technik hinter der Kopfglasscheibe. Man braucht schon beide.
Schrottflipper

Es gibt auch Leute die kaufen solche (->Foto) Flipperautomaten für teures Geld.

Es ist ja eben ein 'The Addams Family'. 
Der Jugendtraum!? 

Nur sollte man bei so einem Kauf auch genug finanzielle Reserven besitzen und mit einkalkulieren, bis das Gerät wieder richtig funktioniert. 

Wie die Spielfläche selbst und die ganzen mechanischen Bauteile auf und unter dieser aussehen kann man sich sicherlich denken. 

Es ist eben ein Scheunenfund mit dem Alter entsprechendem Zustand gewesen.


Schon kommt die Überlegung erneut, wo und wie ich kaufe.

Das dreisteste was ich einmal erlebte ist ein Internetkauf ohne persönliche Begutachtung. Natürlich von privat ohne Gewährleistung und Rücknahme, wo generell nichts mehr (Anzeigen, Licht, Spulen, Ton) außer den Flipperfingern funktionierte. 
Im Anschluss meinte der Verkäufer nur: "Was willst du denn, du kannst doch flippern". 
Die Flipperspulen sind direkt über die Taster am Trafo angeschlossen gewesen. Sonst nichts. Wie recht er hatte. Die Flipper waren funktionsfähig, aber wie.  

 

Was mache ich, wenn der Flipper defekt ist:

Ich höre oft den Text "Mein Nachbar ist Elektriker...". 
Elektrik ist ein Oberbegriff, wo es noch viele Fachrichtungen gibt. Genauso wie Arzt ein Oberbegriff ist. 

Warum gibt es Fachärzte? Weshalb wird man von einem zum anderen überwiesen? Letztendlich ist ein Arzt auch Handwerker.

Ganz einfach ist hier die Antwort.: Nicht jeder Arzt hat das nötige Equipment für eine Behandlung und die nötige Routine oder detailliertes Fachwissen. Mann stelle sich vor zum Nachbarn der Arzt ist zu gehen, weil man sich das Bein gebrochen hat. Keiner würde auf die Idee kommen. Aber bei einem Flipperautomat soll der Nachbar der Elektriker ist helfen können. In einigen Fällen sicherlich. Genauso wie der Nachbar als Zahnarzt erste Hilfe beim Beinbruch leisten könnte.

Hier sollte man lieber jemanden rufen, der auch weis was er macht und weiterhin Erfahrung mit dem Aufbau und der Funktion von solchen elektrisch und mechanisch komplexen Geräten hat. Wo manch jemand ohne Routine sehr lange Zeit mit der Fehlersuche und Beseitigung aufwenden muss, ist dieses für eine Person die nur Flipperautomaten repariert, reine Routine aus der Erfahrung heraus. Dieser Personenkreis kennt das Gerätemodell und weis wo und wie der Fehler beseitigt wird. Auch sollte man dabei nicht vergessen, dass das richtige Equipment an Werkzeug und Ersatzteilen seinen Gebrauch findet.

Schlussbemerkung:

Zum Schluss möchte ich bemerken wie mir immer mehr bei Angeboten von Privatpersonen deren dahergeholte Preisvorstellung wie folgt auffällt. Hier werden Händlerpreise von top-restaurierten Geräten als Maßstab für die eigene Preisvorstellung angesetzt.  Letztens bekam ich einen defekten und abgespielten Playboy für 5000,- (fünftausend)  Euro angeboten. Das ist kein Einzelfall, immer wieder erreichen mich solche E-Mails.  Eigentlich wissen diese Leute nicht, was für den Wert eines Flippers wirklich entscheidend ist. Ich selbst verkaufe so etwas übrigens spielbereit für 650,- Euro. 

Ich kann nur dazu sagen, viele Flipperpreise sind absolut überteuert und heutzutage nicht mehr realistisch. 

Das Händlerpreise nicht mit Preisen von Privatpersonen verglichen werden sollten liegt auf der Hand. Abgesehen von Steuern, Aufarbeitung/Reparatur und anschl. Gewährleistung sollte auch der Service nach dem abgeschlossenen Handel sichergestellt sein.